Sonderstandorte
  Lebensraum Brandfläche
Brandflächen  
Beschreibung:
Brandflächen sind typische Sukzessionsflächen, die zuerst von schnell keimenden Pionierarten besiedelt werden. Neben Landalgen, Flechten und Moosen, sind es vor allem Pilze, die sich dort früh einstellen können. Je nach Autor, sind verschiedene Sukzessionsphasen beschrieben worden, deren Zeigerarten in der Initialphase Moose sind (Funaria hygrometrica - Sozietät, Ceratodon purpureus - Sozietät), und in weiteren Stadien Pionier-Blütenpflanzen (Verbascum thapsus - Stadium, Epilobium - Stadium). Brandflächen bewohnende Pilze werden auch als "carbophil" oder "pyrenophil" bezeichnet (kohleliebend / feuerliebend).

Brandflächen sind in Mitteleuropa heutzutage überwiegend anthropogen verursacht. Entweder im Rahmen landschaftspflegerischer Maßnahme (das Abbrennen von Heideflächen), oder als Feuerstellen in Forst und Landwirtschaft. Vereinzelte kleine Feuerstellen von Schäfern zählen ebenso dazu, wie Grillplätze aller Art und Funkenfeuer. Nachdem Brandrodung, Wanderfeldbau und die Meilerei nicht mehr betrieben werden, gibt es kaum noch größere Areale mit Brandflächen. Neuerdings wird das Abbrennen von mageren, artenreichen Standorten (Trockenrasen, Heideflächen) betrieben, um den atmosphärisch eingetragenen Stickstoff, Schwefel und Phosphor aus den eutrophierten Böden "auszutreiben".

Typische Gräser:
Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa), Einjähriges Rispengras (Poa annua), Agrostis scabra, Calamagrostis canadiensis, Festuca altaica, Poa pratensis, Carex concinna, Carex media, Juncus castaneus.

Typische Pflanzen:
Drehmoos (Funaria hygrometrica), Purpur-Hohlzahnmoos (Ceratodon purpureus), Silber-Birnmoos (Bryum argenteum), Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha), Gemeines Kreuzkraut (Senecio vulgaris), Schmalblättriges Weidenröschen (Epilobium angustifolium), Vogelmiere (Stellaria media), Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Kriechender Günsel (Ajuga reptans).

Vorkommen im Gebiet:
Auf einigen, regelmäßig von Schafen beweideten Wacholderheiden. Meist handelt es sich um kleinere, von Schäfern angelegte Feuerstellen, oder um etwas größere Brandstellen, die im Zuge von naturschützerischen Pflegemaßnahmen entstanden sind.

Einige typische Pilzarten:
Bitterlicher Brandstellen-Fälbling (Hebeloma pseudoamarescens), Kohlen-Graublatt (Lyophyllum anthracophilum), Wurzel-Lorchel (Rhizina undulata), Anthracobia spec., Kohlen-Becherling (Geopyxis carbonaria), Kohlen-Trichterling (Clitocybe sinopica), Gemeiner Kohlen-Leistling (Faerberia carbonaria), Dunkler Kohlen-Nabeling (Myxomphalia maura).



Literatur:
  • EBERT, H. J. (02/2005) - Pilze auf Brandstellen, Holzkohle und anderen sterilisierten Substraten. Unveröffentlichtes Manuskript.
  • DOUGOUD, R, (2001), - Schlüssel zu den Discomyceten auf Brandstellen, Fribourg.
  • GOLDAMMER, J.G., J.PRÜTER und H.PAGE. (1997) - Feuereinsatz im Naturschutz in Mitteleuropa. Ein Positionspapier. Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz, Schneverdingen, NNA-Berichte 10, Heft 5, 2-17.
  • ZEHFUSS, H. D., HAEDECKE J. (2009) - Pilze auf Brandstellen im Pfälzerwald. Südwestdeutsche Pilzrundschau 01/45, S. 1-8.

(Jürgen Marqua)

Frische Brandstelle
 
Ältere Brandstelle (2-jährig)
 
Brandstellenmoos (Funaria hygrometrica)
 
Höhlen v. Laufkäfer-Larven
 
Kohlen-Graublatt (Lyophyllum anthracophilum)
 
Kaffeebrauner Gabeltrichterling (Pseudoclitocybe cyathiformis)
 

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